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25.08.2022

Pilgern daheim: Wallfahrtswege und -orte im Bistum Eichstätt

Das „Schneckenhaus Gottes“ am ökumenischen Pilgerweg im Schambachtal

Das „Schneckenhaus Gottes“ am ökumenischen Pilgerweg im Schambachtal. Foto: Geraldo Hoffmann

Mariahilf-Berg in Neumarkt

Der Mariahilf-Berg in Neumarkt ist eine der zahlreichen Wallfahrtsstätten im Bistum Eichstätt. Foto: Geraldo Hoffmann

Eichstätt – „Wirkliche Pilgernde haben Gepäck, übernachten mehrmals und sind weit entfernt von daheim.“ Dieser althergebrachte Grundsatz der Pilgernden ist durch die Corona-Pandemie ins Wanken geraten. Dafür festigt sich ein neuer Trend: Statt in großen Gruppen auf langen Wegen pilgern immer mehr Menschen einzeln oder in kleinen Gruppen auf kürzeren Wegen.

„Pilgern daheim ist in“, bestätigt Domkapitular Reinhard Kürzinger, Leiter der Wallfahrts- und Tourismuspastoral der Diözese Eichstätt. Das „kleine Bistum im Herzen Bayerns“ biete dafür viele Möglichkeiten. Es verfügt über ein Netz aus Pilgerwegen, die gut in Tagesetappen gegangen werden können und gerade in der Ferienzeit attraktive Ausflugziele bieten. Ein zentraler Pilgerweg in der Diözese ist der Wallfahrerweg im Naturpark Altmühltal. Ausgehend von Eichstätt verbindet er auf der einen Seite die Bischofsstadt mit dem Heiligtum „Maria Brünnlein“ in Wemding. In die andere Richtung führt der Weg über bedeutende Klöster wie Plankstetten und Dietfurt zur weniger bekannten Wallfahrt nach Breitenbrunn. Insgesamt erstreckt sich der Wallfahrerweg über 130 Kilometer. Zeugnisse des gelebten Glaubens begegnen den Pilgernden und Wandernden: von einem Bildstock im Wald und einem jahrhundertealten Kreuzweg über liebevoll gepflegte Lourdes-Grotten und eine einsame Ruinenkirche bis hin zu geschichtsreichen Wallfahrtskirchen.

Von Eichstätt im Altmühltal bis Heidenheim am Hahnenkamm erstreckt sich der Ökumenische Pilgerwanderweg, der zu den geistlichen Wurzeln des Bistums führt. Wegbegleiterinnen und -begleiter sind die vier südenglischen Missionare Willibald, Wunibald, Walburga und Sola, nach denen je eine Etappe benannt ist. Sie brachten im 8. Jahrhundert den christlichen Glauben in die Region. Auf etwa 51 Kilometern können Gottsuchende und Naturverbundene ihren Spuren zwischen Eichstätter Dom und dem ehemaligen Kloster der Benediktiner in Heidenheim folgen. Der Weg führt durch das Schambachtal, vorbei an der Gunthildis-Kapelle, die aufgrund ihrer Architektur auch „Schneckenhaus Gottes“ genannt wird.

Die Muschel ist das Erkennungszeichen des Jakobswegenetzes, von dem auch einige Etappen durch das Bistum Eichstätt führen. Die Jakobswege von Nürnberg nach Eichstätt sowie von Nürnberg nach Gunzenhausen rahmen das Fränkische Seenland ein. Zusammen mit dem Ökumenischen Pilgerwanderweg bilden sie ein „Pilgerdreieck“. Stationen unterwegs sind unter anderem Allersberg, Hilpoltstein und Thalmässing. Wer als Jakobspilger oder -pilgerin aufbricht, erfährt hier, dass das Ziel nicht immer gleich Santiago der Compostela sein muss.

Wallfahrtsorte

„Beten mit den Füßen“ – so wird Pilgern oft umschrieben. Dafür ist kein fester Ort nötig und auch kein Weg vorgeschrieben. Dennoch reihen sich an die Hauptpilgerrouten im Bistum einige Orte mit besonderer religiöser Bedeutung, die als solche auch heute noch beliebte Wallfahrtsziele sind. Andere Wallfahrtstätten liegen abseits, aber allen ist eines gemein: Sie eignen sich gut für Tagesauflüge, allein, als Familie oder kleine Gruppe. Pilgernde oder Wandernde können sich so auf den eigenen Weg einlassen, Ausgangspunkt und Ziel nach der persönlichen Mobilität und Vorliebe wählen.

An mehreren Wallfahrtsorten wird die Mutter Gottes besonders verehrt, wie zum Beispiel in Buchenhüll, Freystadt, Eichstätt (Frauenbergkapelle), Großlellenfeld, Habsberg, Ingolstadt (Liebfrauenmünster), Lengenbach, Neumarkt (Mariahilf-Berg), Trautmannshofen und Wemding. An weiteren Wallfahrtsorten im Bistum erfahren bestimmte Heilige eine besondere Verehrung. So ist es in der Klosterkirche Marienburg in Abenberg die selige Stilla, in Breitenbrunn der hl. Sebastian. Zum Bistumspatron Willibald pilgern seit Jahrhunderten Menschen an sein Grab im Dom zu Eichstätt (derzeit wegen Renovierung geschlossen). Ihre Bitten und Gebete zur heiligen Walburga verrichten viele Pilgernde in der Klosterkirche St. Walburg in Eichstätt sowie in der Pfarrkirche in Monheim. Am Möninger Berg werden die 14 Nothelfer besonders verehrt, in Erkertshofen der hl. Antonius, in Mettendorf die hl. Anna. Die Sebalduswallfahrt der Jugend führt zur Altenfurter Kapelle in Nürnberg, in Suffersheim findet die ökumenische Wallfahrt zur hl. Gunthildis statt. Besonders der Christusverehrung sind die Heilig-Kreuz-Kirchen in Bergen und Schambach sowie die Wallfahrtsstätte Herz-Jesu-Berg in Velburg gewidmet. Außerdem gibt es noch viele nicht ausgeschilderte Gemeindewallfahrten, die mindestens einmal pro Jahr von vielen Pfarreien gegangen werden.

Wandern für die Seele

Manche der heimischen Wallfahrtsorte bieten bereits nach kurzen, leichten Wanderungen weite Blicke in die Umgebung und sind schon deshalb einen Besuch wert. „Pilgern ist ein zweifaches Gehwerk: Gehen durch eine Landschaft sowie Zurücklegen einer Strecke und ein In-sich-gehen und Auseinandersetzen mit dem Seelenleben“, erklärt Domkapitular Kürzinger. Das gelinge alleine besser. „Die Stille ist Balsam für die Seele. In der Gruppe ist die Ablenkung zunächst stark. Erst mit der Zeit entsteht ein tieferer Austausch“, berichtet er aus seiner Erfahrung als langjähriger geistlicher Leiter von Pilgerreisen.

Das Tagespilgern mit Übernachtung zu Hause gehört deshalb bereits seit Jahren zum Programm der Diözesan-Pilgerstelle. „Samstagspilgern“ heißt das entsprechende Angebot. Dabei können kleine Gruppen gemeinsam mit Pilgerbegleiterinnen und Pilgerbegleitern wandern, die Landschaft genießen und Interessantes über Kirche und Brauchtum erfahren.

Ideen für Tageswanderungen und das „Pilgern daheim“ liefert auch das neue Portal „Ortskundig.de“. Das gemeinsame Projekt der Diözesen Eichstätt und Augsburg will auf besondere, spirituelle Orte in der Region hinweisen und diese mehr Menschen zugänglich machen. 572 „Lieblingsorte von Ortskundigen“ sind bereits auf der Website zu finden. Dazu gehören Kirchen, Kapellen, Klöster, Wegkreuze, Grotten, Höhlen, Lichtungen, Ruinen, Quellen, Bildstöcke und pilgerfreundliche Betriebe. „Für Menschen, die beim Pilgern zu sich selbst und zu Gott finden wollen, stehen viele Wege offen. Tagespilgern kann vor der Haustür beginnen“, sagt Kürzinger.